Jahre bevor Gin sich als leicht erhältliches Genussmittel in der Mitte der Gesellschaft etablierte, galten verschiedene Destillationsverfahren für Gin lediglich medizinischen Zwecken zur Behandlung gesundheitlicher Beschwerden. Gin gegen Malaria? Kennen Sie die Sage, dass Gin Tonic damals konsumiert wurde, um dem von Mücken übertragenen Parasiten vorzubeugen? Etliche Legenden transportierten den Mythos, Chinin besäße eine schützende Wirkung vor Malaria.
Schenkt man den übermittelten Erzählungen Glauben, so waren es britische Soldaten, die das Getränk in Indien ausheckten, indem sie Sodawasser mit Chinin mischten und Zucker, Zitronensaft hinzugeben, um den Geschmack zu neutralisieren. Heute wissen wir es allerdings besser und können die Sagen gleichmütig als fantasievolle Anekdote abspeichern, denn die tatsächlich nachgewiesenen vorteilhaften Aspekte gehen auf das in natürlichem Sodawasser enthaltene Chinin zurück, das bereits vor über 2000 Jahren als Heilmittel eingesetzt und seit dem 16. Jahrhundert in Deutschland abgefüllt und exportiert wurde.
Im Zuge der Industrialisierung wurden die Brennereien zunehmend experimentierfreudiger, der Handel florierte und die Verfeinerung der Spirituose anhand von Gewürzen, Kräutern und speziellen Wurzeln mündete in dem Ergebnis, dass die Spirituose sich zum gleichermaßen angesagten wie edlen Getränk aufwärts kämpfte und in den gut betuchten Händen der adeligen High Society in ihren exklusiv getauften Gin-Palästen landete.
Ohne die Aromen der Gin Botanicals gäbe es keinen Gin. Die pflanzlichen Zutaten wie Kräuter, Fruchtschalen, Samen, Wurzeln und Rinden verleihen dem Alkohol seine speziellen Noten, wobei lediglich die Beeren des Wacholderstrauchs als Zugabe vorgeschrieben sind, wenn ein Alkohol danach strebt, als Gin anerkannt zu werden. In klassischen Dry Gins dominiert die Wacholdernote und ist geschmacklich äußerst präsent, während diese Nuancen in modernen Western Dry Gin Kreationen eher in den Hintergrund treten und maximaler Aromenvielfalt weichen, die mit dem Wissen um diverse pflanzliche Nischenprodukte einhergeht und Hersteller:innen viel Freiraum für Experimente und Kreativität erlaubt.